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Sonntag, 29. Mai 2011

Impressionen aus Algerien

As-salamu aleikum, liebe Geschwister,

  nun ist bei mir erstmal etwas Ruhe eingekehrt. Algerien selbst ist nicht wirklich anstrengend, wohl aber die An- bzw. Abreise. Vieles hat sich zum Positiven geändert, zB. auch die Formalitäten am Flughafen in Algiers, überall sind Baumaschinen zu sehen und vieles wird sich wandeln, was ich definitiv aber erst in einigen Jahren sehen werde insh'allah.
   Doch bei vielen Dingen komme ich immer wieder ins Grübeln. So bekommen Algerier immer nur am Morgen für einige Stunden Wasser, so dass sie möglichst viele Behälter mit dem kostbaren Nass füllen müssen, um damit über den Tag zu kommen. Strom ist für die dortigen Verhältnisse geradezu astronomisch teuer. Genauso wie Gas, obwohl wir wissen, dass Algerien mit seinen Gasvorkommen einige Mittelmeeranrainer-Staaten  versorgt. (Kein Wunder, dass sich China praktisch in Algerien eingekauft hat.)  Als ich die Benzinpreise gesehen hatte (mit fünf Euro kann man dann einen Tank füllen), mußte ich mir jedoch ins Gedächtnis rufen, dass Algerier im Schnitt um die 250 Euro im Monat verdienen, von daher mag auch Bezin eine teure, aber nicht ganz unerschwingliche Angelegenheit sein. Nichtsdestotrotz rufe ich mir immer die Energie- und Wasserversorgung in Algerien vor Augen, um zu wissen, dass ich hier ebenfalls sehr bewußt mit den Ressourcen umgehen muss (da benötige ich kein nettes Schreiben des Jobcenters, dass mich darauf hinweist, dass ich möglichst viel Energie sparen muss, um ein wirklich optimaler "Kunde" zu sein). In Sachen Strom versucht sich jetzt ausgerechnet General Electric in Algerien einzubringen. Der Konzern habe beschlossen, den Algeriern das energiesparende Verhalten beizubringen. Hüstel und lach. Ausgerechnet ein amerikanischer Konzern, der vor fünf Jahren noch nicht mal wußte, wie man Energiesparen überhaupt buchstabiert. Hat die Kanzlerin mal wieder geschlafen, wie so häufig...
  Meinen Trip habe ich wohl sehr genossen. Es gab sehr viele Ausflüge, auch wenn die Zeit dafür dann doch knapp bemessen war. Die Hauptstadt selbst habe ich eher im Auto wahrgenommen, und ganz ehrlich: zwei Tage reichen für die Stadt nicht aus.
  Algiers selbst hat einen ganz besonderen Reiz, den ich bis jetzt in keiner nordafrikanischen Stadt wahrgenommen habe. Sehr viele Gebäude aus der französischen Kolonialzeit haben überdauert und sind auch sehr schön hergerichtet. Auf der anderen Straßenseite kann man dann durchaus Wohnbauten sehen, die förmlich wie Pilze aus dem Boden zu kriechen scheinen. Daneben gibt es in Algerien Landschaften, die jede Farbpalette reizen würden.
  Algerien ist allemal einen Urlaub wert. 2,5 Flugstunden von Deutschland entfernt und angenehm gastfreundlich, behält es trotzdem seinen orientalischen Flair und sehr angenehm für mich: im Gegensatz zu Tunesien konnte man an einem Laden vorübergehen, ohne gleich einkaufen zu müssen und ohne dass der Verkäufer handgreiflich oder anbiedernd wurde.
  Jetzt hier noch einige Fotos, nachdem ihr den ganzen Text über euch ergehen lassen musstet. Die meisten davon wurden im Umkreis von Tiaret aufgenommen.









Das Urheberrecht für die Bilder liegt bei mir. Von daher möchte ich euch bitten, sie nicht auf irgendeiner Website zu posten oder anderweitig öffentlich zu machen.
Der Brunnen vom vorletzten Bild stellt eine Miniatur des bekanntesten Dekmals in Algiers dar. Man findet es im vor einem Jahr eröffneten neuen Einkaufszentrum in Algiers.
Das letzte Foto beweist: In Algerien scheint nicht nur die Sonne....

Liebe Grüße, Arifa   

Sonntag, 1. Mai 2011

Konstruktive Kritk

As-salamu aleikum,

Bücher sind für mich ein Quell der Freude und Weisheit, auch meine eigentliche Arbeit, denn ich arbeite im Buchhandel und habe dementsprechend häufig mit Büchern zu tun. Lesen gehört also auch zu meinen hauptberuflichen Tätigkeiten und manchmal kann ich leider nicht behaupten, dass es mir Freude macht, genau dann, wenn der Text öde und langweilig ist oder das Buch schlecht verarbeitet wurde.
Und das ist der Grund, weshalb mir viele islamische Bücher schwer im Magen liegen und auch im Portemonnaie. Ich mag für sie nämlich kein Geld ausgeben. 

Jetzt schreien womöglich sehr viele Geschwister empört auf, doch gemach, liebe Geschwister. Begründen kann ich es am einfachen Beispiel des Buches "Sei nicht traurig!" von al-Qarni. Das Buch selber mag vom Inhalt nicht zu bemängeln sein, obwohl ich mir habe sagen lassen, dass das Buch schwer zu übersetzen sei, da die Poesie der Sprache des Originals kaum zu übertragen ist ins Deutsche. Das Buch stand auch wegen des Preises recht lange auf meiner Wunschliste. Schlussendlich hatte ich es mir bestellt und - war enttäuscht.



Die Qualität der Übersetzung kann ich nicht anzweifeln, dazu verstehe ich nicht gut genug Arabisch. Wohl aber die Qualität im Satz, Druck und Papier. Erst einmal:  Die Einteilung ist schlecht gelungen, was ich im Grunde sehr traurig finde, hatte man doch im arabischen Original ein wunderbares Bild vor Augen. Beim Preis von 23 Euro hatte ich mir auch ein weitaus besseres Papier gewünscht.  Der Textblock ist auch sehr ermüdend für die Augen.

Summa summarum: ich habe das Buch bis jetzt etwa zehnmal zur Hand genommen, drin geblättert, aber verweilt war ich nie, da ich mich mit Texten dieser Thematik selten auseinander setze. Eben wegen der ungünstigen Gestaltung des Textes  bin ich auch nicht imstande gewesen, mich näher und eingehender mit dem Text zu beschäftigen.

Darf ich denn nun die Arbeit eines Bruders oder einer Schwester derart kritisieren? Ich habe mich sehr anmassend empfunden, aber ich bin nun mal bibliophil eingestellt. Man kann sehr wohl kritisieren, das ist keine Herabwürdigung, im Gegenteil. Eher wird die Arbeit ernst genommen, die man verrichtet hat und kann sich auch verbessern. Nicht-Kritisieren auf konstruktive Art ist eher fatal. Kritik kann im ersten Moment wehtun, ist aber insgesamt besser, als das allübliche "Mash'allah", auf die Schulter-Klopfen und damit hat sichs auch schon. Im nächsten Moment ist es vergessen. Kritik kann ein wunder Punkt sein, aber kann auch herausfordern, denn sie zeigt Interesse an der Person und der Tätigkeit.

Ist meine Kritik jetzt destruktiv gewesen? Ich hoffe nicht, insh'allah. Wenn, dann möchte ich mich jetzt schon entschuldigen.