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Montag, 25. Juli 2011

Ich wünschte, an jedem Tag im Jahr wäre Ramadan...

eigentlich seltsam, dieser Wunsch, doch ich kann euch beruhigen: Ich denke dabei nicht an das reinigende Fasten, sondern eher an den Umgang der Muslime untereinander. In einer Woche beginnt also die Zeit, in der sich Muslime wenigstens einmal im Jahr an die guten Eigenschaften erinnern können und in der sie anderen Muslimen ein freundliches "As-salamu aleikum" entgegnen.
Traurig nur: an den anderen 330 Tagen im Jahr ist das nicht möglich. Das stete Colgate-Lächeln des Muslims, das im gesegneten Monat auftritt,  verblasst allmählich und es tritt wieder die allseits beliebte "Wer nicht für mich ist, ist gegen mich"-Mentalität auf. Kurz danach beginnen die Geschwister, sich in den sozialen Netzwerken und Foren gegenseitig der Unwissenheit, der Heuchelei und gar des Unglaubens zu bezichtigen. Traurig.
Liebe Geschwister: wie wollt ihr aktiv Da'wa machen, wenn ihr schon untereinander einen Ton anschlagt, der weder unter den Salaf üblich war, noch die Ungläubigen auf den Weg des Islam brachte? Unser Prophet Muhammad (salla llahu alaihi wa salam) wurde angehalten, Da'wa in schönen Worten und auf schöne Weise zu machen. Was für ihn galt, sollte erst recht für uns ein Wegweiser sein.
"Und durch Barmherzigkeit von Allah warst du (oh Prophet) mild zu ihnen. Wärest du aber barsch und harten Herzens gewesen, dann wären sie bestimmt vor dir weggelaufen..." (Sura Imran; Vers 159)

Und da immer gerne Gelehrte zitiert werden wollen:

"..Die Praxis hat mich folgendes gelehrt: Diese Wortschlacht, die die islambegeisterte Jugend mit ihren Feinden führt, verdient diesen Aufwand gar nicht! Die Mehrzahl der Diskutierenden sucht nämlich weder nach der Wahrheit noch nach dem Wissen, sondern ihr Hauptanliegen ist es, ihre Kritik zu bestätigen und Unfrieden zu stiften...Vielmehr liegt die wirkliche Erwiderung darauf im Hervorbringen beispielhafter Muslime, die nach den Wahrheiten des Islam erzogen wurden und dadurch zum wirklichen angewandten Beispielen dieser Wahrheiten wurden. Eine Generation, die andere so sehr beeindruckt, dass sie danach trachten, ihnen gleichzutun...." (entnommen aus "Einladung von Nichtmuslimen zum Islam"; Samir Mourad; Verlag Deutscher Informationsdiesnt über den Islam e.V.; diese Textstelle stammt aus Muhammad Qutub "Einwände gegen den Islam", SKD Bavaria, dt. Übersetzung der 11. arabischen Auflage, S. 2f)


Deshalb meine Bitte an euch: Mäßigt euren Ton nicht nur im Ramadan, sondern bemüht euch auch an den  anderen 330 Tagen, die guten Eigenschaften im Praktizieren des Islam und im Umgang mit den anderen Geschwistern und den Andersgläubigen zu beherzigen und zu vervollkommnen.


Ich wünsche euch und euren Familien einen gesegneten Ramadan
wa salam,

 Schwester Arifa

Dienstag, 12. Juli 2011

Aus der Verantwortung stehlen...

As-salamu aleikum, liebe Geschwister,

da wurde letzte Woche ja die Studie zu Menschenrechten in Deutschland vorgestellt und siehe da: Wir Deutschen stehen in dem Bericht nicht gut da. Wir geben unseren Kindern kein Frühstück mit oder kennen ein Frühstück gar nicht mehr, unsere Systeme sind zu einseitig ausgerichtet, kurz: wir handeln nicht nach gutmenschlichen Kriterien.
Nur ganz ehrlich: Es sollte endlich einen "Eltern-Führerschein" geben.
Erstes Kapitel: Verantwortung. Die Eltern, die kein Geld haben, um ihren Kindern eine gesunde Mahlzeit am Tag anzubieten, werden wieder aus der Verantwortung genommen, denn es gibt ja genug Organisationen, die gutmenschlich das Ganze an sich gerissen haben. Ich will sie - die Organisationen - hier nicht verurteilen, aber wäre ein Hauswirtschaftskurs für die Eltern nicht der bessere Weg?  Nächstes: Es gibt unglaublich viele Eltern, deren Kinder kein Wort Deutsch können bis zur Einschulung oder Kindergarten. Wer steht in der Verantwortung, ihnen Deutsch beizubringen? Richtig: nicht die Eltern, weil die tragen sie ja nicht, sondern die Kindergärten und Schulen. Läuft es dann auch nicht so, wie man es sich vorstellt, haben ja dann die anderen schuld. Und alle anderen tragen die Verantwortung, weil die Kinder dann benachteiligt sind.
Verantwortung zu übernehmen und gegenenfalls geradezustehen für etwas, was in unserem ureigenen Bereich liegt, das gehört dazu, wenn man ein vollmündiger Mensch sein möchte. Keiner kann einem schwere Gänge abnehmen, schön wäre es, aber es gehört zum Leben nun mal dazu.
Ein ganz heißes Eisen ist ja das Schwarzarbeiten: der Staat steht in der Verantwortung, die Sozialbeiträge und den Lebensunterhalt zu übernehmen. Ist auch nicht viel, aber man kann mit gutem Willen über die Runden kommen. Daneben geht man arbeiten, muss das Amt ja nicht erfahren, sind ja selber schuld, wenn so wenig Geld gezahlt wird. Und wenn einem soviel vom Brutto abgezogen wird, dann solle sich der Staat auch nicht über Schwarzarbeit wundern. Ja, das sind die Thesen der einen. Die andere Seite der Medaille könnte so lauten: Ihr nutzt die sozialen Beiträge von anderen und das nicht nur für euren Lebensunterhalt, sondern auch für das Kindergeld und die Krankenkassenbeiträge. Ohne die Solidargemeinschaft würde es bald so aussehen wie in arabischen Ländern: Den Arzt kann man selbst bezahlen, dumm wirds nur, wenn es dann zur OP geht oder einen schwerwiegende Krankheit ist. Kindergeld gibts keins und Löhne kann man als solche nicht bezeichnen. Zum Leben zu wenig, zum Sterben zuviel. Und weiter: Erfährt das Amt dann gar von der erweiterten Lebenshilfe, gibt es eh Ärger. Aber es gibt ja noch Anwälte, die den Karren aus dem Dreck ziehen können. Wieder aus der Verantwortung gestohlen. Klasse. Bei Straftätern ist ja die schwere Kindheit schuld. Bei Betrügern die anderen, weil die haben es ja auch gemacht, "es war bei uns gang und gäbe"..Blabla. 
Aber alhamdulillah: Es gibt eine Zeit, in der wir nur noch für uns selber sprechen können und in der keiner uns auch nur ein Quentchen abnehmen kann. Bereiten wir uns doch jetzt auch schon mal darauf vor im dieseitigen Leben und übernehmen für ein paar Fehler, die wir selbst gemacht haben,  die Verantwortung.

Wa salam

Samstag, 9. Juli 2011

Die Diktatur der Masse

Wer bestimmt eigentlich, wann ein Buch zum Bestseller oder gar Klassiker wird? Wer bestimmt, dass ein Buch lesbar ist?
Entgegen aller Beteuerungen von Freigeistern: Die Masse machts. Wir haben dasselbe schon im Frühjahr erlebt, als sich die arabsiche Bevölkerung gemeinsam gegen ihre Despoten stemmte, teilweise erfolgreich. Die Abschaltung der Kernkraftwerke: Ohne die überwältigende Mehrheit von 90% der Deutschen gegen die weitere Nutzung von Kernenergie wäre das nicht möglich gewesen. Die Bauverzögerung bei Stuttgart 21, ob sinnvoll oder nicht, liegt derzeit in den Händen der Demonstranten.
Oft benehmen sich Menschen wie Lemminge, ohne Anstoss daran zu nehmen. Da sind wir Muslime nicht anders. Leider. In einer Religion, in der Wissen und Lernen vorgeschrieben sind als gottesdienstliche Handlungen, ist es traurig, dass wir Wort und Schrift viel zu oft anderen überlassen, ohne eben unser Gehirn einzuschalten. Wir beten das nach, was uns andere im Denken und Aussprechen schon abgenommen haben, ohne uns eines Werkzeugs zu bedienen, dass uns Allah mitgegeben hat: unseren Verstand. Natürlich ist es gut, wenn wir in vielem Niedergeschriebenen eine Anleitung besitzen, aber viele Sachen kann man sich aus angemessener Logik unter Heranziehung der authentischen Quellen selber ableiten. Deshalb: Nutzt euren Verstand!

Montag, 4. Juli 2011

Exkurs: Die Buchpreisbindung

As-salamu aleikum,

aus gegebenen Anlass habe ich mich mal entschlossen, etwas zum Thema Buchpreisbindung zu posten.

In Deutschland gilt der festgesetzte Buchpreis. Davon profitieren alle, nicht nur die Verlage, die sehr gut kalkulieren können, sondern vor allem die Buchkäufer, die das Buch in jedem Laden zum selben Preis kaufen können.
Sie ist geregelt im Buchpreisbindungsgesetz (BuchPrG). Damit verpflichtet sich jeder Verlag, der hauptsächlich in Deutschland Bücher absetzt, vorher einen fixen Preis für das Buch festzulegen.
Bestseller eines Verlages unterstützen damit auch die neuen Bücher unbekannter Autoren, die man ohne Preisbindung vermutlich gar nicht übersetzen lassen und auflegen würde.
Noch ein wichtiger Punkt, den ich aus einem Wikipedia-Artikel kopiert habe:

Wer mit Büchern geschäftsmäßig handelt, ist verpflichtet, die gebundenen Ladenpreise einzuhalten. Geschäftsmäßig handelt nach einem Urteil bereits, wer Bücher in einem für Privatleute unüblichen Umfang verkauft (OLG Frankfurt a. M., NJW 2004, 2098 ff.). Die Einhaltung der Buchpreisbindung überwachen so genannte Preisbindungstreuhänder (PB-Treuhänder): Circa 1.000 Verlage beauftragten die Wiesbadener Rechtsanwälte Dieter Wallenfels und Dr. Christian Russ, die Einhaltung der gebundenen Preise sicherzustellen. In der Praxis laufen Abmahnungen, wenn die PB-Treuhänder Rechtsverstöße feststellen. Hierfür sind die PB-Treuhänder aufgrund der ihnen durch BuchPrG § 9 Abs. 2 Ziff. 3 obliegenden Aktivlegitimation berechtigt; daher klagen sie auch selbst in Gerichtsverfahren.

Denkt an die (islamischen) Verlage: Sie ermöglichen das Zustandekommen eines Buches, ob jetzt für den einen interessant oder nicht - das spielt keine Rolle. Sie müssen mehr in den Preis einkalkulieren als nur die Druck- und Werbekosten. Meist hängt davon eine Existenz ab und mit Sicherheit einige Arbeitsplätze. 


Wer sich noch mal näher damit beschäftigen möchte, kann gerne Onkel Google mit dem Begriff "Buchpreisbindung" beschäftigen.


Wa salam