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Montag, 20. August 2012

Offener Brief

As-salamu aleikum, liebe Geschwister,

diesen Brief möchte ich an die bildungspolitischen Sprecher der Parteien im hessischen Landtag sowie an den Landesverband der GEW in Hessen schicken. Sollte euch noch etwas einfallen, dann immer her damit. 


Sehr geehrte Damen und Herren,

seit Jahren verfolge ich nunmehr immer pünktlich zum Schuljahresbeginn die gleiche Debatte: "Wie ergonomisch und aus welchem Material muss der Schulranzen denn sein, damit mein Kind keine Rückenschäden erleidet?" Nun ist das Problem ja von seiten der Schulranzenindustrie weitesgehend gelöst und doch interessiert es keinen Menschen, was denn im Ranzen drin ist.

Ich störe mich - auch als Buchhändlerin - daran, dass ein Schulbuch nun unbedingt das hochwertigste Glanzpapier enthalten muss, was das Buch zwar schwerer, aber doch nicht besser macht. Ich denke da noch an meine eigene Schulzeit zurück, als ich mit dem Bleistift einige Lösungen ins aus Hochglanzpapier bestehende "kostbare" Mathematikbuch hineinschrieb und am Ende enorme Probleme hatte, diese Sachen wieder rauszuradieren.

Zudem macht Hochglanzpapier das Buch auch nicht günstiger. Natürlich würde so ein Buch mit "normalem" Papier dann höchstens drei Jahre überleben, doch eine Familie könnte es sich dann wohl auch eher leisten, solch ein Buch im Notfall finanziell zu ersetzen oder gar sich das Buch schon zu Beginn des Schuljahres anzuschaffen, um dem eigenen Kind die Möglichkeit zu geben, damit ausgiebig zu lernen. Achja - der Ranzen wäre dann auch leichter.
Von den Vorteilen für die Schulen möchte ich gar nicht sprechen, aber sicher sieht auch der ökonomisch unerfahrene Mensch, dass Schulen nicht dreißig oder mehr Jahre mit völlig veralteten Lernmitteln zugange sein müssen, weil das Geld einfach nicht für einen neuen Klassensatz Bücher reicht. So könnte man vielmehr eben dieses Geld in andere Projekte, Reparaturen und Neuanschaffungen stecken, was auch gut für die Motivation der Kinder wäre.

Es ist traurig, aber massgeblich offensichtlich so typisch deutsch, dass man das Pferd von hinten aufzäumt.

Nun stellt sich mir aber auch die Frage, Länderhoheit in der Bildungspolitik hin oder her, warum jedes Bundesland eine eigene Schulbuchausgabe eines Faches haben muss. Würde es nicht endlich mehr Sinn machen (wirtschaftlich gesehen auch für die Verlage), wenn sich die Industrie einigen könnte, welcher Verlag sich auf welche Gebiete bzw. Schulformen konzentriert? Das würde auch die peinlichen Einstampfaktionen vermeiden lassen, die wir ab und an erleben dürfen, wenn sich ein kleiner, aber eklatanter Fehler im Mathematikbuch einschleicht.  

In Erwartung und Hoffnung, dass sich diesbezüglich in den Köpfen der Verantwortlichen etwas ändert, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen...